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    16.04.2015 | Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung zum Thema Dekontamination

    16.04.2015 | Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung

    Dekontamination
    Diese Wehr sagt Giftstoffen den Kampf an
    Bei einem Gefahrguteinsatz müssen Atemschutzträger gründlich dekontaminiert werden. Dafür stehen Dekon-P und Dekon-V bereit. Von Philipp Froschhammer


    Bad Abbach.Mehr als 10000 Tote forderte die Ebola-Epidemie binnen einem Jahr in Westafrika. Doch nicht nur Einheimische waren betroffen. Auch Pfleger, die Hilfe direkt vor Ort leisteten, steckten sich mit dem todbringenden Virus an. In den USA musste die gesamte Belegschaft eines Krankenhauses überprüft werden, da sich eine Mitarbeiterin mit Ebola infiziert hatte.

    Kreisbrandinspektor Karl-Heinz Rott weiß, dass das eigentlich nicht hätte passieren dürfen: „Der Virus überträgt sich wegen der mangelnden Hygiene so extrem. Wenn jedoch mit dem richtigen Schutzanzug gearbeitet und gründlich dekontaminiert wird, stecken sich die Helfer auch nicht an.“ Rott ist neben Mathias Prasch, dem Fachgebietsleiter Dekontamination der Feuerwehr Bad Abbach, der Hauptverantwortliche für den Dekontaminationszug.

    Gründlichkeit ist das oberste Gebot

     
     Der Dekon-P mit dem Dekon-V-Anhänger

    Aus zwei Teilen – einem Einsatz-Lkw und einem zusätzlichen Anhänger – besteht der Fuhrpark der Fachgruppe Dekontamination in Bad Abbach. Der Markt ist die einzige Wehr im gesamten Landkreis, der diese Mittel zur Verfügung stehen. Auf dem Einsatz-Lkw ist die Ausrüstung der Dekon-P-Einheit (Dekontamination Personen) geladen. Diese wird bei einem ABC-Vorfall – sprich bei einem Einsatz, bei dem atomare, biologische oder chemische Schadstoffe im Umlauf sind – für die Atemschutzträger benötigt. Jeder Feuerwehrler, der mit einem schädlichen Stoff in Berührung kommt, muss sich nach solch einem Einsatz reinigen lassen.

    Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Dekontamination ist, dass sie gründlich vollzogen wird. Dabei kennt jeder der Fachkräfte seine genauen

    Aufgaben. Zunächst wird der Atemschutzträger im Vollschutzanzug gewaschen (1). Abhängig von der Substanz nutzen die Feuerwehrler Wasser aus dem Hydranten oder eine spezielle Seifenlösung. Nach dem Duschen tritt der Atemschutzträger zunächst auf die rote Markierungsplane (2), die am Boden ausgelegt ist. Diese zeigt an, dass die Person, die dort steht, noch kontaminiert ist.

    Im nächsten Schritt muss die kontaminierte Einsatzkraft von seinem Vollschutzanzug befreit werden. Dies geschieht im Grenzbereich zwischen der grünen und der gelben Markierungsplane. Dabei unterstützen ihn sogenannte Schmutzigmänner und Saubermänner. Die Schmutzigmänner auf der gelben Plane (3) dürfen ausschließlich den äußeren Bereich der Schutzkleidung berühren, die Saubermänner auf der grünen Plane (4) nur den inneren. Somit ist gewährleistet, dass die betroffene Einsatzkraft gänzlich dekontaminiert das Schnelleinsatzzelt (5) betreten kann. Doch dann ist der „Waschgang“ noch lange nicht beendet. Im Schnelleinsatzzelt legt der Atemschutzträger all seine Kleidung ab. Nackt geht es dann weiter ins Duschzelt (6), in dem er sich gründlich mit Seife wäscht. Dafür wird das Wasser mit einem Wasserdurchlauferhitzer auf 27 bis 30 Grad erwärmt. „Bei dieser Temperatur öffnen sich die Poren der menschlichen Haut am besten“, erklärt Rott. Macht der Feuerwehrler bei diesem Schritt einen Fehler, muss er wieder zurück zum Anfang und die Prozedur beginnt von Neuem. Dies ist auch der Fall, wenn der Geigerzähler bei einem radioaktiven Unfall auch nach dem Duschen noch Strahlung am Körper der Einsatzkräfte anzeigt.

    Passiert der Feuerwehrler ohne Zwischenfälle das Duschzelt, so gelangt er in das sogenannte Aufenthaltszelt (7). Dort erhält der noch unbekleidete Atemschutzträger Verpflegung und trockene Kleidung, in der er dann den Dekontaminationsbereich verlassen darf. Das Dusch- und Aufenthaltszelt – sprich ein Dekontaminationsbereich der dritten Stufe – wird nur bei großen Atemschutzeinsätzen aufgebaut. Bei kleinen genügt oftmals die zweite Stufe, das heißt der erste Duschgang in Vollmontur. „Handelt es sich bei der schädlichen Substanz um eine abwaschbare Flüssigkeit, wie zum Beispiel Natronlauge, reicht es, wenn die Feuerwehr nach der Stufe eins dekontaminiert. Das bedeutet: Der Feuerwehrmann wird mit dem Schlauch abgespritzt“, sagt Rott.

    Äußere Einflüsse spielen eine Rolle

    Bei regelmäßigen Übungen trainieren die Feuerwehrler für den Extremfall. Am Einsatzort muss dann alle klappen. Fotos: Feuerwehr Bad Abbach

    Rund eine halbe Stunde dauert es, bis der Dekontaminationsplatz vollständig aufgebaut ist. Dabei ist es wichtig, dass auch Einflüsse von außen mit berücksichtigt werden. „Bei einem Einsatz muss die Feuerwehr immer mit der Windrichtung anrückt – auch wenn wir dann einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssen“, sagt Mathias Prasch, Fachgebietsleiter Dekontamination der Feuerwehr Bad Abbach. Denn gefährliche Gase oder Dämpfe könnten die Arbeit der Floriansjünger behindern. Außerdem muss vor dem Aufbau der Dekon-P-Anlage das Gefälle des Einsatzorts genau unter die Lupe genommen werden. Schließlich müssen die Feuerwehrler wissen, in welche Richtung das kontaminierte Wasser ablaufen würde. Mittels einer Pumpe wird die verunreinigte Flüssigkeit in einen Auffangbehälter geleitet. Nach dem Einsatz wird der Inhalt dieses Sammelbeckens dann fachgerecht entsorgt.

    Wichtig ist außerdem, dass bei einem Gefahrguteinsatz der erste Feuerwehrwagen, der am Unfallort erscheint, Platz für den Dekon-P schafft. Dies geschieht indem er mindestens 50 Meter vor dem Einsatzort stehen bleibt. Somit haben die Fachkräfte der Dekon-P-Einsatztruppe der Feuerwehr ausreichend Fläche, auf der sie den Dekontaminationsplatz errichten können. Werden alle Zelte und Duschen aufgestellt, misst die gesamte Anlage rund 20 Meter.

    Eine weitere Vorschrift, die bei einem Gefahrguteinsatz zu beachten ist, besagt, dass der erste Atemschutzträger nur in den Einsatz geschickt werden darf, sobald der Dekontaminationsplatz bis zur Stufe zwei aufgebaut ist. Das heißt, die Dusche für die Einsatzkräfte, sowie die drei Markierungsplanen müssen bereit stehen. Die Einsatzzeit eines Atemschutzträger beträgt zwar maximal 20 Minuten – Zeit in der der Dekontaminationsplatz aufgebaut werden könnte. Aber passieren kann immer etwas, erklärt Prasch: „Schließlich kann der Feuerwehrmann beim betreten des Einsatzortes gleich kontaminiert werden. Dann muss schnell gehandelt werden.“ Dies könne zwar zu Komplikationen mit Passanten führen, sei aber für alle Beteiligten die sicherste Vorgehensweise. „Oft verstehen Außenstehende nicht, wieso die

    Fällt ein Atemschutzträger in Ohnmacht, muss jeder Handgriff sitzen.

    Einsatzkräfte noch warten, obwohl Personen in Gefahr sind. Als Einsatzleiter ist es jedoch wichtig, dass die Retter keiner unnötigen Gefahr ausgesetzt werden“, sagt Prasch.

     

     

     

     

    Die Dekontamination von Verletzten

    Doch nicht immer sind nur die Einsatzkräfte und einzelne Personen bei einem Gefahrguteinsatz betroffen. Bei schweren Unfällen, dem Ausbruch einer Krankheit, wie Vogelgrippe oder Ebola, sowie bei groß angelegten Demonstrationen, bei denen beispielsweise Tränengas eingesetzt wird, müssen möglichst viele Betroffene in kürzester Zeit dekontaminiert und versorgt werden. In solch einem Fall wird die Standardausrüstung des Dekon-P um zusätzliche Hilfsmittel aus dem Dekon-V-Anhänger (Dekontamination Verletzte) erweitert.

    Dabei wird das Schnelleinsatzzelt durch ein wesentlich geräumiges, 65 Quadratmeter großes Zelt ersetzt. Auch die einzelne Dusche, die beim Dekon-P-Einsatz für die betroffenen Personen aufgestellt wird, fällt weg. Die Markierungsplanen werden zweckentfremdet und dienen nur mehr der Kennzeichnung der Verletzten. Dafür steht am Eingang der Dekon-V-Anlage ein Notarzt bereit. Er entscheidet, wer als erstes versorgt wird, für wen keine Hoffnung mehr besteht und wer sich noch etwas gedulden muss. An dieser Stelle werden die Verletzten auch registriert. Dafür müssen sie ihre persönlichen Daten angeben und die Wertgegenstände ablegen. Auf einer Laufkarte, die die Betroffenen Personen während des gesamten Dekontaminationsvorgangs mit sich führen, sind die wichtigsten Daten sowie Notizen der Notärzte vermerkt.

    Im 65 Quadratmeter große Dekon-V-Zelt warten die Verletzten darauf, dekontaminiert zu werden.

    Bei solch einem großen Einsatz werden die Feuerwehrler von der CBRNE-Fachgruppe des Rettungsdienstes unterstützt (Spezialisten für chemische, biologische, radioaktive, nukleare und explosive Stoffe). Sie helfen den Verletzten beim waschen und sind für die medizinische Erstversorgung verantwortlich. Überlebenswichtige Maßnahmen werden schon zu Beginn der Dekontamination ergriffen. Bevor die Betroffenen jedoch intensiv behandelt werden können, müssen sie zunächst durch die Dekontaminationsdusche. Im großen Dekon-V-Zelt werden dafür zwei Reihen gebildet. Rechtsstehen die Leichtverletzten, die Schwerverletzten liegen auf sogenannten Spinboards auf der linken Seite. Der Reihe nach werden sie dann ausgezogen und in dem zweigeteilten Duschzelt gewaschen. Die Einsatzkräfte entsorgen die Klamotten dann fachgerecht. Leichtverletzte können sich natürlich selbst unter Anleitung der Einsatzkräfte duschen.

    Im letzten Schritt werden die Betroffenen im Aufenthaltszelt medizinisch behandelt und mit Kleidung versorgt. Dafür ist der Dekon-V-Anhänger mit 100 Ersatzkleidungssets und mit ausreichend Verbandsmaterial beladen. Danach dürfen die dekontaminierten Personen ihre Wertgegenstände wieder abholen und den Abgesperrten Bereich verlassen.

    „Die Arbeit mit dem Dekon-V ist nicht einfach. Es kann immer vorkommen, dass Familien voneinander getrennt werden. Doch oft wollen Mütter ihre Kinder nicht gehen lassen“, weiß Prasch aus Erfahrung. Deshalb ist es für die Feuerwehrler wichtig nicht nur gründlich zu arbeiten, sondern auch sensibel mit den Betroffenen Personen unzugehen. Doch in Extremsituationen hat das Leben retten Vorrang.

    Im Interview mit KBI K.-H. Rott

    „Automatismen schaffen“

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